05. März 2022 – 75 Jahre Kinderdorf

Das Pestalozzi Kinder- und Jugenddorf in Wahlwies feiert im Jahr 2022 als erstes und ältestes Kinderdorf in Deutschland seinen 75. Geburtstag. Die Menschen, die das Kinderdorf aufgebaut haben, hatten ein gemeinsames Ideal: sie wollten Kindern und Jugendlichen in Not helfen. Allen voran die Gründerväter des Kinderdorfs Dr. Erich Fischer, Musikwissenschaftler aus der Schweiz, und der schlesische Arzt und Landwirt Dr. Adalbert von Keyserlingk. Sie hatten die mutige Idee, für Kinder und Jugendliche, die durch den Krieg alles verloren hatten, einen sicheren Ort zu schaffen. Sie fanden diesen Ort in Wahlwies am Bodensee. In Baracken gründeten sie die Pestalozzi Siedlung und nahmen am 5. März 1947 die ersten Kinder und Jugendlichen auf.
 
Heute leben jeweils bis zu sieben Kinder gemeinsam mit einem pädagogisch qualifizierten Paar in einem Familienhaus. Die Kinderdorfeltern sind „soziale Eltern auf Zeit“ und begleiten die Kinder und Jugendlichen auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit. „Was unser Kinderdorf besonders macht ist die Tatsache, dass die Kinder und Jugendlichen in familienanalogen Verhältnissen leben“, betont Bernd Löhle, der seit 2011 das Kinderdorf als Geschäftsführer leitet. Aktuell leben im Kinderdorf 150 Kinder in 26 Familien. Mit einem eigenen Therapiezentrum bietet das Kinder- und Jugenddorf den Kindern die bestmöglichen Voraussetzungen traumatische Erlebnisse zu verarbeiten. Zudem gibt es im Kinderdorf neben einem eigenen Kindergarten und Waldkindergarten die Dr. Erich Fischer-Schule.
In neun Ausbildungsbetrieben erhalten aktuell 62 Auszubildende die Möglichkeit, einen handwerklichen oder landwirtschaftlichen Beruf zu erlernen und damit die Chance auf gesellschaftliche Teilhabe und ein eigenständiges Leben.

Der Gründungsimpuls, Kindern ein verlässliches Zuhause zu schaffen, hat sich durch die vergangenen 75 Jahre getragen. Für die Zukunft des Kinderdorfs hat Bernd Löhle klare Vorstellungen. „Ich wünsche mir für das Kinderdorf eine Basis aus Wohlwollen und Miteinander, damit es sich auf dieser Grundlage stets weiterentwickeln kann und offen bleibt für künftige Bedarfe“, so Löhle.