
Kinderdorffamilien
Wie in einer „richtigen Familie" teilen die Kinderdorfeltern ihr tägliches Leben mit den Kindern und Jugendlichen. Die familienanaloge Betreuung durch die pädagogisch qualifizierten Hauseltern unterstützt eine dritte Fachkraft. Auf der Basis dieses beständigen Beziehungsangebots können die oft schwer traumatisierten Kinder langsam wieder Vertrauen in sich und ihre Umwelt fassen. Sie erleben Familie im eigentlichen Sinne als Wärme, Wertschätzung und Verlässlichkeit im Alltag. Ein Paar, sechs Kinder und ein Haus - das ist eine Kinderdorffamilie im Pestalozzi Kinder- und Jugenddorf Wahlwies. In großzügigen Einfamilienhäusern mit Garten leben die Kinder oder Jugendlichen gemeinsam mit den Kinderdorfeltern und deren leiblichen Kindern. Die Kinderdorffamilien sind ein enger familiärer Verbund. Der Tag ist strukturiert, klare Grenzen und vor allem die Beziehung, die sich am täglichen Miteinander erst entwickeln kann, werden zur Basis für das allmähliche Entstehen von Vertrauen. Die Kinderdorfeltern sind beide hauptberuflich in der Betreuung tätig. Unsere Kinderdorffamilien nehmen Kinder unterschiedlichen Alters - von null bis 18 Jahren - auf, so dass die „Kleinen" von den „Großen" lernen und nicht selten auch umgekehrt.

In den Jugendhausgruppen leben Jugendliche ab 14 Jahren mit Kinderdorfeltern zusammen. Dem Alter entsprechend fördert die Struktur im Jugendhaus die jungen Menschen und begleitet sie auf dem Weg in die Selbständigkeit. Der verantwortliche Umgang mit Geld und Zeit wird ebenso geübt, wie die Verantwortung gegenüber den Mitmenschen. Feste regelmäßige Gemeinschaftsdienste, wie Kochen und Reinigungsarbeiten stehen auf dem Programm. Der Übergang zwischen Schule und Berufsausbildung, die langsame Veränderung der Eltern-Kind-Beziehung zu einer mehr partnerschaftlichen Nähe und das Erwachsen-Werden finden jetzt statt. Oft ist dieser Übergang von erheblichen Turbulenzen geprägt - das Jugendhaus ist für die Jugendlichen ein fester Begleiter durch diese unsicheren Zeiten.

Manche Kinder, besonders sehr junge Kinder, sind den sozialen Anforderungen einer großen Familie mit sechs Kindern nicht gewachsen. In den Erziehungsstellen leben maximal zwei Kinder in einer Familie außerhalb des Kinderdorfes. Hier finden sie einen klaren und sehr überschaubaren Rahmen. Die Erziehungsstellen befinden sich alle in einem Umkreis von höchstens 20 km. So sind die Mitarbeiter/innen in die Strukturen unseres Kinderdorfes fest integriert. Sie nehmen an Fachkonferenzen und dem Supervisionsangebot teil und arbeiten mit den zentralen Diensten und Fachdiensten zusammen.
Außenwohngruppen
Wenige Kilometer vom Kinderdorf entfernt befinden sich drei Außenwohngruppen. Vier bis Sechs Kinder oder Jugendliche finden hier einen Platz, wenn der Rahmen des Kinderdorfes zu groß ist. Alle Dienste und Angebote des Kinderdorfes stehen selbstverständlich auch für die Außenwohngruppen zur Verfügung.
Psychologische und therapeutische Angebote unterstützen die Kinderdorffamilien. Das Therapeutikum begleitet in verschiedenen Therapieformen (Heilpädagogisches Reiten, künstlerische Therapien, Werktherapie). Der psychologische Dienst begleitet die Aufnahme eines Kindes oder Jugendliche durch ein psychologisches Screening und berät in krisenhaften Lebensphasen.