Carolin Schumacher und Tobias Hilse-Schumacher leben und arbeiten seit Oktober 2012 mit zwei eigenen und sechs betreuten Kindern im Pestalozzi Kinderdorf. Die beiden Heilpädagogen leiten eine Kinderdorffamilie für Kinder mit besonders hohem Förderbedarf. Tobias Hilse-Schumacher engagiert sich ehrenamtlich im Vorstand des Trägervereins.
„Wegen des hohen Förderbedarfs unserer Betreuten haben wir unsere heilpädagogische Arbeit als Konzept schriftlich formuliert“, erzählen sie. So ist die Finanzierung von Zusatzleistungen und eine bessere personelle Ausstattung gewährleistet und es bleibt mehr Zeit für jedes einzelne Kind. „Um es mit einem Bild zu sagen: Alle Kinder im Kinderdorf tragen einen Rucksack mit sich herum. Bei unseren Betreuten hängt noch ein Turnbeutel dran. Sie waren zum Beispiel schon sehr jung auf sich allein gestellt und bekamen keine oder nur sehr wenig Resonanz. Um sich zu schützen haben sie das Gefühl für sich selbst verloren: Wo bin ich, wo ist der andere, wo ist die Welt? Welche Signale sendet mein Körper? Einer unserer Betreuten ist bei einer Fahrradtour vorausgefahren, gestürzt und einfach wieder aufgestiegen. Er hatte gar nicht wahrgenommen, dass sein Bein blutete.“ Körperarbeit hilft den Kindern, sich wieder zu spüren, zum Beispiel mithilfe einer Gewichtsdecke oder verschieden schweren Säckchen, die man auf einzelne Körperteile legt. Denn nur wenn sie sich selbst wahrnehmen, können sie auch Beziehungen zu anderen gestalten.
Jedes Kind hat in einem anderen Bereich Förderbedarf und das ist auch allen Kindern bewusst. So ist keiner der Außenseiter. „Niemand muss die Gruppe sprengen, um Aufmerksamkeit zu bekommen“, erzählt Tobias Hilse-Schumacher. „Jeder hat seine Schwächen, aber jeder ist gewollt und wird gebraucht. Es ist zum Beispiel ganz klar: wenn die Eisenbahn aufgebaut werden muss, wird unser ‚Großer‘ gefragt.“
Zu den täglichen Herausforderungen zählt die Balance zwischen familienanaloger Betreuungsform und professioneller Arbeitsweise. „Mein eigenes Kind lege ich zu mir ins Bett, wenn es krank ist. Mit einem betreuten Kind kann ich das nicht machen“, sagt Carolin Schumacher. „Die Kinder merken natürlich, dass es einen Unterschied gibt. Sie fragen uns zum Beispiel: ‚Was arbeitet ihr?‘ Wir sagen ihnen dann: ‚Wir sind für euch da, das ist unsere Arbeit. Wir haben euch gern, aber wir sind nicht Mama und Papa.‘“ Ein Mädchen in der Gruppe hat es mal so formuliert: „Es gibt Bauch-Babys und Nicht-Bauch-Babys.“ Das ist auch für die Zusammenarbeit mit den leiblichen Eltern wichtig. Ein positives Verhältnis zu ihnen, egal was passiert ist, dient den Kindern am meisten.
Als Paar sei es wichtig, sich zu vertrauen und den anderen „sein zu lassen“. „Ich bin zum Beispiel für die Kleidung zuständig, Tobias für Finanzen und Küche. Da reden wir uns auch nicht rein. Entwicklungsberichte schreibt jeder für sich, weil ich das ganz anders mache als Tobias, und das ist okay“ sagt Carolin Schumacher. Im Umgang mit den Kindern dürfe man Dinge nicht persönlich nehmen. Wenn einer einen Konflikt mit einem Kind habe, sei es in Ordnung, wenn der andere dazu kommt, die Rolle des „Lieben“ (Unbeteiligten) übernimmt und sich der Konflikt löst.
Die Kinder geben den beiden viel zurück. Wenn es am Tag eine Auseinandersetzung gab und sie abends trotzdem zum Kuscheln kommen. Wenn die Großen lieber mit der ganzen Gruppe in den Urlaub fahren als auf eine Jugendfreizeit zu gehen. Wenn ein Arzt nach zwei Jahren ein Kind kaum wiedererkennt, weil es sich so positiv entwickelt hat. Wenn jemand sagt: „Man merkt gar nicht, dass das Kind aus dem Kinderdorf kommt.“
„Wegen des hohen Förderbedarfs unserer Betreuten haben wir unsere heilpädagogische Arbeit als Konzept schriftlich formuliert“, erzählen sie. So ist die Finanzierung von Zusatzleistungen und eine bessere personelle Ausstattung gewährleistet und es bleibt mehr Zeit für jedes einzelne Kind. „Um es mit einem Bild zu sagen: Alle Kinder im Kinderdorf tragen einen Rucksack mit sich herum. Bei unseren Betreuten hängt noch ein Turnbeutel dran. Sie waren zum Beispiel schon sehr jung auf sich allein gestellt und bekamen keine oder nur sehr wenig Resonanz. Um sich zu schützen haben sie das Gefühl für sich selbst verloren: Wo bin ich, wo ist der andere, wo ist die Welt? Welche Signale sendet mein Körper? Einer unserer Betreuten ist bei einer Fahrradtour vorausgefahren, gestürzt und einfach wieder aufgestiegen. Er hatte gar nicht wahrgenommen, dass sein Bein blutete.“ Körperarbeit hilft den Kindern, sich wieder zu spüren, zum Beispiel mithilfe einer Gewichtsdecke oder verschieden schweren Säckchen, die man auf einzelne Körperteile legt. Denn nur wenn sie sich selbst wahrnehmen, können sie auch Beziehungen zu anderen gestalten.
Jedes Kind hat in einem anderen Bereich Förderbedarf und das ist auch allen Kindern bewusst. So ist keiner der Außenseiter. „Niemand muss die Gruppe sprengen, um Aufmerksamkeit zu bekommen“, erzählt Tobias Hilse-Schumacher. „Jeder hat seine Schwächen, aber jeder ist gewollt und wird gebraucht. Es ist zum Beispiel ganz klar: wenn die Eisenbahn aufgebaut werden muss, wird unser ‚Großer‘ gefragt.“
Zu den täglichen Herausforderungen zählt die Balance zwischen familienanaloger Betreuungsform und professioneller Arbeitsweise. „Mein eigenes Kind lege ich zu mir ins Bett, wenn es krank ist. Mit einem betreuten Kind kann ich das nicht machen“, sagt Carolin Schumacher. „Die Kinder merken natürlich, dass es einen Unterschied gibt. Sie fragen uns zum Beispiel: ‚Was arbeitet ihr?‘ Wir sagen ihnen dann: ‚Wir sind für euch da, das ist unsere Arbeit. Wir haben euch gern, aber wir sind nicht Mama und Papa.‘“ Ein Mädchen in der Gruppe hat es mal so formuliert: „Es gibt Bauch-Babys und Nicht-Bauch-Babys.“ Das ist auch für die Zusammenarbeit mit den leiblichen Eltern wichtig. Ein positives Verhältnis zu ihnen, egal was passiert ist, dient den Kindern am meisten.
Als Paar sei es wichtig, sich zu vertrauen und den anderen „sein zu lassen“. „Ich bin zum Beispiel für die Kleidung zuständig, Tobias für Finanzen und Küche. Da reden wir uns auch nicht rein. Entwicklungsberichte schreibt jeder für sich, weil ich das ganz anders mache als Tobias, und das ist okay“ sagt Carolin Schumacher. Im Umgang mit den Kindern dürfe man Dinge nicht persönlich nehmen. Wenn einer einen Konflikt mit einem Kind habe, sei es in Ordnung, wenn der andere dazu kommt, die Rolle des „Lieben“ (Unbeteiligten) übernimmt und sich der Konflikt löst.
Die Kinder geben den beiden viel zurück. Wenn es am Tag eine Auseinandersetzung gab und sie abends trotzdem zum Kuscheln kommen. Wenn die Großen lieber mit der ganzen Gruppe in den Urlaub fahren als auf eine Jugendfreizeit zu gehen. Wenn ein Arzt nach zwei Jahren ein Kind kaum wiedererkennt, weil es sich so positiv entwickelt hat. Wenn jemand sagt: „Man merkt gar nicht, dass das Kind aus dem Kinderdorf kommt.“