Geschichte

Am Anfang stand eine mutige Idee
Vor 75 Jahren hatten zwei mutige und tatkräftige Menschen eine Vision: Ein Ort für Kinder. Ein Ort, an dem die Kriegswaisen und Flüchtlingskinder im Nachkriegsdeutschland einen sicheren Platz finden sollten, eine Schulbildung und eine solide Handwerksausbildung bekommen. So entstand 1947 das 1. Kinderdorf Deutschlands: Das Pestalozzi Kinder- und Jugenddorf Wahlwies.
Diese beiden Menschen sind der Schweizer Musikwissenschaftler Dr. Erich Fischer und der schlesische Arzt und Landwirt Dr. Adalbert Graf von Keyserlingk. Sie trafen sich erstmals im Mai 1946 und setzten alle Hebel in Bewegung und hatten Erfolg! Bereits im Januar 1947 wurde der Verein „Pestalozzi Siedlung für Kinder" gegründet. Sie schlossen mit der alliierten Verwaltung einen Pachtvertrag über ein verlassenes Gelände mit zwölf Baracken ab. Mit viel Einsatz gingen sie ans Werk und richteten die ersten einfachen, aber wohnlichen Räume ein.

Die Geschwister Romahn
Im März 1947 kamen die ersten Kinder in das Kinderdorf: die fünf Romahn-Geschwister Fritz, Ernst, Erwin, Lotte und Karin. Nach einer zwei Jahre dauernden Flucht fanden sie in Wahlwies ein neues Zuhause. Im Jahr 1949 ließen sich Dr. Erich Fischer und seine Frau Gertrud für immer im Pestalozzi Kinderdorf nieder – als „Großelternpaar den Schützlingen zur fröhlichen Verwendung". Mit ganzer Kraft, vielseitigen Verbindungen und praktischem Geschick setzten sie sich für das Kinderdorf ein. Karl-Egon Schubert war der erste Mitarbeiter des Kinderdorfes und leitete die Kinderdorffamilie, in der Lotte und ihre Geschwister lebten. Das Kinderdorf wurde zur Heimat für Lotte: "Hier im Kinderdorf, das war für uns Familie, die Mutter und der Vater Schubert, aber auch die Großeltern Fischer, die ja für das ganze Dorf die Großeltern waren."
Wichtige Meilensteine in der Geschichte des Kinderdorfs:
1948: Die Erwachsenen, die größtenteils ebenfalls ihr Zuhause verloren hatten, begannen relativ schnell, ihre erlernten Tätigkeiten wieder auszuüben. Noch im Gründungsjahr wurden eine Schuhmacherei, eine Kunstschmiede und eine Weberei eingerichtet. Auch biologisch-dynamischer Anbau wurde von Anfang an betrieben. 
1951-1957: Die große Bauphase läutete eine neue Zeit im Kinderdorf ein. Die Holzbaracken wichen zwölf Steinhäusern. Das Pestalozzi Kinderdorf wuchs in den folgenden Jahren, baute Häuser für Mitarbeiter, für die Werkstätten und für die Gemeinschaft.
1960: Seit 1960 ist das Pestalozzi Kinder- und Jugenddorf Mitglied im Paritätischen Wohlfahrtsverband. Es hat sich zu einer modernen Jugendhilfeeinrichtung entwickelt, die ihr Angebot immer wieder an die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen anpasst. 
1963: Umbenennung in Pestalozzi Kinder- und Jugenddorf Wahlwies e. V. Das Kinderdorf betreibt folgende Werkstätten: Goldschmiede, Mechanik, Schneiderei, Schreinerei, Weberei und Schuhmacherei
1975: Einweihung des Kindergartens
1971: Kauf des 1. Bauernhofes mit Äckern
1982: Aussiedlerhof (der heutige Erlenhof) und Schulgebäude werden fertiggestellt
1985: Eröffnung der kleinen Schule in der letzten Baracke
1985: Baubeginn am Therapeutikum, dem Therapiezentrum im Kinderdorf
2000: Die letzte erhaltene Baracke wird renoviert und als Besuchszentrum eröffnet
2004: Genehmigung für die Sonderberufsfachschule
2016: Start des Online-Lieferservices für Bio-Lebensmittel Pestalozzi bringt Bio
2016: Eröffnung der Inobhutnahmestelle Plan B
2018: Eröffnung der ersten Kleinkindwohngruppe Eigeltinger Zwerge
2019: Gründung der Stiftung Pestalozzi macht Bio, in die Teile der landwirtschaftlichen Betriebe ausgelagert werden
2022: Das Kinderdorf feiert 75-jähriges Jubiläum!


 

75 Jahre Pestalozzi Kinderdorf